Loslassen – Vertrauen – Raum für Neues schaffen

Zum Bogenschiessen gehört als wichtigstes Element das Loslassen. Fehlt das Loslassen, so fliegt kein Pfeil! Doch nicht allen fällt das Loslassen leicht: Mag sein, dass sie befürchten, dass die Sehne sie im Gesicht oder am Arm berührt und verletzt. Wer loslässt, läuft auch in Gefahr, das Ziel zu verfehlen oder gar bei einem Fehlschuss jemanden zu verletzen oder zu töten.

Eine Persönlichkeitsentwicklung wird nur durch das Loslassen ermöglicht. Z.B. niemand kann ewig Kind bleiben. Allen Ängsten vor dem Erwachsenwerden zum Trotz muss man die Kindheit hinter sich lassen! Das Loslassen zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Biographie eines Menschen. Manchmal fällt das Loslassen leicht, besonders wenn es sich um unangenehme Dinge handelt oder man in diesem Zusammenhang Verantwortung abgeben und mehr Freiheit gewinnen kann. Vielfach wird man jedoch durch das „Schicksal“ gezwungen, loslassen zu müssen. Oft wehrt man sich dann mit Händen und Füssen dagegen, obwohl klar ist, dass das Festhalten nichts bringt! Das ist ein schmerzhafter Prozess, weil das Loslassen in diesen Fällen fast immer als Verlust empfunden wird. Verluste lösen stets Ängste unterschiedlichster Art aus und werden mit einer Einschränkung der Lebensqualität in Verbindung gebracht.

Die Bedeutung von Loslassen ist im Grunde ganz einfach. Wenn man es nur könnte und das in

allen Lebenslagen! Etwas loszulassen bedeutet: Raum für Neues zu schaffen.

Hast Du etwas lieb, so lass es frei.
Kehrt es zu dir zurück, so ist es dein.
Kehrt es nicht zu dir zurück,
so hat es dir nie gehört.

Konfuzius

Damit das Loslassen zu einem gewinnbringenden Prozess werden kann, braucht es die Entwicklung des Vertrauens:

1. Das Vertrauen zu sich selbst. Nicht wenige leiden unter einem mangelnden Selbstvertrauen. Andere haben es einem eingeredet oder man hat es sich selbst getan, etwas nicht schaffen zu können. Ein Hemmnis vermag ebenfalls die Vergangenheit zu sein, welche verhindert, dass man sich von Ängsten, Kontrollsüchten, Schuldgefühlen und Selbstmitleid lossagen kann. Wem es gelingt loszulassen, vermag Stress besser zu verarbeiten, Minderwertigkeitsgefühle abzubauen und Selbstbewusstsein aufzubauen, sich gegenüber anderen Menschen zu behaupten und fällt weniger in die Opferrolle. Wer loslassen kann, der kann falsche Erwartungen loslassen, sich von Eitelkeit trennen, mit seinen Ängsten klarkommen, Frustrationen erkennen und akzeptieren oder auch ablegen. Gleichwohl lernt man die eigenen Schwächen kennen, aber kann ebenso Stärken entfalten. Zum Aufbau des Selbstvertrauens kann Bogenschiessen hilfreich sein.

Lass den Pfeil im Bewusstsein los, genügend riskiert und das Beste von dir gegeben zu haben.

2. Vertrauen in die Umgebung und das Material: Misslingt im Leben etwas, wird rasch nach einem „Sündenbock“ gesucht. Wäre das Umfeld (Personen, Material etc.) anders gewesen, wäre es gut herausgekommen. Lebenskünstler meistern das Leben auch in einem nicht immer idealen Umfeld. Wer sein Leben so annimmt, wie es derzeit ist, wird weniger leiden müssen. Der kann akzeptieren, hinnehmen und sich an dem erfreuen, was gegeben ist.

3. Vertrauen auf Gott (oder das Leben allgemein): Studien zeigen, dass der Glaube eine Ressource für Resilienz (Widerstandsfähigkeit) ist – dabei spielt das Phänomen des Vertrauens (Zuverlässigkeit, Sicherheit, Stabilität) eine wichtige Rolle. Die Bedeutung zeigt sich nicht primär in unmittelbaren Problemlösungen, sondern in Form einer Grundhaltung: „Es wird schon gut kommen!“ Diese im Grundvertrauen gründende Gelassenheit ist keine passive Haltung, vielmehr eine nicht durch Aktivismus geprägte, sondern Durststrecken überwindende Handlungsbereitschaft. Sie bewahrt vor dem Wahn der letztendlichen Kontrolle, dem nicht Loslassen oder eben Vertrauen können. Sie vermittelt Hoffnung, als in die Zukunft gerichtetes Vertrauen, schafft Raum für Neues, Weite und Bewegung.