Ein Logo ist mehr als ein typografisches oder grafisches Zeichen: Es vermittelt eine „Botschaft“, eine Philosophie:
Ein Kreis, welcher die Mitte einer Zielscheibe markieren könnte, „umschliesst“ die Figur, d.h. diese bildet den Mittelpunkt und erinnert an den Buchtitel: „Das Ziel bist du.“ (Susanne Sada Rothacker: Das Ziel bist du: Einblicke in das Therapeutische Bogenschiessen Angelika Hörnig 2021 / ISBN 978-3938921760 / E-Book EAN 9783938921777) Dort steht nicht der (leistungs-)sportliche Aspekt des Bogenschiessens im Vordergrund, sondern die Person, ihr ganzes Dasein.
Zugleich ist der Kreis nicht geschlossen, was darauf hindeutet, dass die Person nicht in einem System (von Normen und Dogmen) „gefangen“ ist. Vielmehr ist ein solches System offen, d.h. es ist veränderbar und lässt für Individualität Spielraum. Auch dreht sich die Person nicht im Kreis – sie kann aus dem gegebenen System „ausbrechen“, sich weiter entwickeln und eigene Wege gehen.
Die gelbe, goldene Farbe des Kreises weist auf etwas „Heiliges“ und „Ewiges“ hin, das sich beim Bogenschiessen ereignet. Was gibt es Heiligeres als das eigene Ich zu entdecken und zu entfalten!? Was gibt es Heiligeres als sich verbunden und eingebettet zu wissen in ein „grosses Ganzes“, in die Gesamtheit allen Seins, des Sichtbaren (z.B. Schöpfung, Kosmos) und des Unsichtbaren (z.B. Lebensenergie) oder in das Göttliche!? Wie dieses grosse Ganze mit Inhalt gefüllt wird, bestimmt jede Person eigens für sich – daher bleibt der Kreis offen, weil es je nach Lebensphase der Inhalt anders erfahren und gelebt wird.
Die Figur vermittelt „Bodenständigkeit“, steht im Hier und Jetzt, mit beiden Füssen auf dem Boden. Zugleich nimmt sie die an-mutige und zielorientierte T-Haltung ein, was ihr Kraft verleiht und auf das vorhandene Energiepotential hinweist.
Der Langbogen steht in engem Bezug zur westlichen Tradition des Bogenschiessens, was vor allem die damit verbundene Mentalität, das Material und den Schiessstil betrifft. Der Figur ist andererseits ein „östlicher/asiatischer“ Einfluss nicht ganz abzusprechen. Der Weg des Bogens, wie er im Kyudo gepflegt wird, hat wesentlich dazu beigetragen, dass die eigenen Wurzeln des „meditativen“ Bogenschiessens im Abendland/Westen wieder entdeckt wurden. Wo verschiedene Kulturen sich treffen, erfolgt ein Austausch, eine Bereicherung und Weiterentwicklung – ganz nach der Empfehlung des Apostels Paulus: „Prüfet, und das Gute behaltet!“ (1. Thessalonicher 5, 21
Farblich ragt der rote Gürtel hervor. Einerseits kann darin ein eher äusserlicher Hinweis gesehen werden, dass z.B. im Mittelalter vielfach die Pfeile nicht in einem Köcher, sondern einfach in den Gürtel gesteckt wurden. Andererseits umschliesst der Gürtel den Bauch. Es wird also angedeutet, dass das Bogenschiessen mit „Bauchgefühl“, intuitiv (instinktiv) praktiziert wird. Und das nicht einfach halbherzig, sondern mit viel „Herzblut“ und auf liebevolle Art und Weise. Das ist heutzutage eher der Fall, da nur noch in den seltensten Fällen Pfeil und Bogen zur Jagd oder zu kriegerischen Handlungen eingesetzt werden. Das Liebevolle konkretisiert sich im achtsamen Umgang miteinander in der „Bogenschützenfamilie“.
Zudem wird nicht selten der Bauch auch als Zentrum des Menschen betrachtet. Hier fallen die wesentlichen Entscheide, welche den Lebensweg eines Menschen bestimmen und ihn prägen. Wenn das Bogenschiessen dazu beiträgt, dass diese Mitte gestärkt und weiterentwickelt wird, kann von einem „Volltreffer“ gesprochen werden. Der Bogenschützengruss „Alle ins Gold“ ist also mehr als eine Aufforderung, das gelbe Zentrum einer Scheibe zu treffen. Es geht um mehr, um die Förderung der „Mitte“, des höheren Selbst (Seele) einer Person, was oft als der „Weg des Bogens“ beschrieben wird. Dieser Weg hat bekanntlich kein Ende, weil der Entwicklungsprozess eines Menschen kaum je zu Ende ist.